Psalms 80

Text: Psalm 80,1-19 Der 80. Psalm heißt wieder in seiner Überschrift: Ein Psalm Assaphs, von den Spanrosen vorzusingen. Geht auch wie der vorhergehende auf die Gefangenschaft und den Jammerstand des Volks GOttes. Die dreimalige Wiederholung der Bitte: GOtt tröste uns, laß leuchten dein Antlitz, V.4. 8. 15, gibt uns die sicherste Spur zur Einteilung des Psalmen. Er besteht nämlich aus einer dreimal wiederholten Bitte des Volks GOttes um Trost und Aushilfe, so, daß die Beweggründe, womit diese Bitte unterstützt wird, aus unterschiedlichen Quellen genommen werden. Bei der dreifachen Wiederholung dieser Bitte haben Einige au das Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit gedacht, Andere haben sie auf den dreifachen Notstand des israelitischen Volks gedeutet, da zuerst die zehn Stämme in Assyrien, hernach Juda und Benjamin gen Babel geführt, und bei der letzten Zerstörung Jerusalems das ganze Volk in die Zerstreuung geraten ist. Bei dem ersten Gebetsanlauf sind also die Gründe von GOtt selbst genommen, und von seiner nahen Verbindung, in welcher Er mit seinem Volk stehe, V.2-4. Auf die Namen, die GOtt in seinem Wort gegeben werden, in der Absicht, daß wir Ihn dabei in allen Nöten anrufen sollen, ist besonders zu merken; in dem Beschluß des vorigen Psalmen hat es geheißen: Wir Dein Volk und Schafe Deiner Weide. Wenn es aber ja oft unter dem Gefühl der Unwürdigkeit mit solchem Gnadenruhm nicht recht fort will, so kann man doch dem HErrn seinen Hirten= und Hüters=Namen vorhalten. Zu diesem vertraulichen Namen: Hirt und Hüter, wird aber gleich auch ein hoher Name GOttes gesetzt: der Du sitzest über Cherubim; so heißt es: unser Vater, aber auch gleich dabei: der Du bist im Himmel. So ist zartes Vertrauen und heilige Scheue immer mit einander verbunden, so hält sich der Glaube an seine zwei Hauptstützen: an die Liebe und an die Macht GOttes. Höre, erscheine, erwecke." Im Herzen GOttes fangt es im Innersten mit hören an, und wird dann auch ins Äußere, dem Glauben zum Trost, den Feinden zum Schrecken, geführt. Beim zweiten Gebetsanlauf werden die Beweggründe von des Volks Jammerstand hergenommen, V.5-8. Es heißt eigentlich: wie lange willst Du auch gegen das Gebet Deines Volks, und ungeachtet des Gebets Deines Volks rauchen, so, daß das Gebet Deines Volks nicht durch kann? Dergleichen Offenb. 15:8 vorkommt, da es heißt: Der Tempel ward voll Rauchs von der Herrlichkeit GOttes, und von seiner Kraft, und Niemand konnte in den Himmel gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet würden. Darum gilt es mit allen Heiligen zu bitten, zur rechten Zeit, da sich GOtt gnädig finden läßt. Bei dem dritten Gebetsanlauf werden die Beweggründe von den alten Gnadenerweisungen GOttes hergenommen, die aber durch den gegenwärtigen Jammer fast aufgehoben und vernichtet worden, V.9-20. Mit einem Weinstock und Weinberg wird das Volk und die Kirche GOttes öfters in der Schrift verglichen. Neben sind ein edles aber schwaches Holz, bei der Fruchtbarkeit kostbar und wert, bei der Unfruchtbarkeit aber untauglich zu Allem und zum Verbrennen gewidmet. Man sehe Ezech. 15. Der Fleiß GOttes an diesem aus Ägypten geholten Weinstock wird Jesaj. 5, beschrieben. Dem doppelten Im Psalmen vorkommenden: Warum? warum? hast du denn seinen Zaun abgebrochen? wird daselbst Jesaj. 5:4 ein anderes warum? entgegen gesetzt: Warum hat er denn Heerlinge gebracht, da ich wartete, daß er Trauben brächte? Desto mehr hat der Glaube zu schaffen, da er auch unter einer vom Volk wohlverdienten Züchtigung doch den Mut zum Beten nicht aufgibt, sondern immer anhält: Der Feinde Gewalt betrübt uns GOtt Zebaoth, tröste uns, die Leidens=Schmach verfinstert uns, und GOttes Gnade erleuchte uns, die Menschen verderben uns, durch GOttes Gnade genesen wir.
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